Gastwirt und Bauernrebell aus Kürzell. Bauernschlau, tapfer und listenreich“, so oder so ähnlich beschreiben die vorhandenen Biografien den Kürzeller Kreuzwirt Johann Georg Pfaff, der sich vom April bis in den September des Jahres 1797 im so genannten „Zweiten Koalitionskrieg“ mit List und Tücke gegen die damals immer wieder einfallenden und plündernden französischen Soldaten stellte.
Seinem Mut und Ideenreichtum hat es die Gemeinde Kürzell zu verdanken, dass sie lange Zeit von Plünderungen und anderen Gewalttaten verschont blieb, während die Nachbarorte immer wieder und teilweise in brutalster Weise von den Franzosen ausgeraubt, die Häuser niedergebrannt wurden und die Bewohner unter den furchtbarsten Repressalien zu leiden hatten. Verständlich, dass Johann Georg Pfaff zu einer schillernden Figur wurde, die bereits zu Lebzeiten einen legendären Ruf erlangte.
Spätere Biografen oder Geschichtsschreiber nannten den als „Volksheld in schwerer Zeit“ in die Geschichte des Rieddorfes Kürzell eingegangene Johann Georg Pfaff auch einen „Bauernrebell“, sogar als der „badische Andreas Hofer“ wurde er gepriesen. Selbst mit Friedrich Hecker, einem der bekanntesten Revolutionäre von 1848/49, wurde Johann Georg Pfaff auf eine Stufe gestellt. Im Band VI der „Biographie der badischen Geschichte“ wird er als „Gastwirt und Guerillaführer im Zweiten Koalitionskrieg“ bezeichnet. Bereits 1835, also noch zu Lebzeiten des „Helden“, gab der damalige Kürzeller Pfarrverweser Johann Spinner unter dem Titel „Merkwürdige Begebenheiten und heldenmütige Taten des Georg Pfaff, Kreuzwirt zu Kürzell“ eine 41 Seiten umfassende Biografie heraus. Erst 1894, also fast 50 Jahre später, brachte der Lahrer Kalender „Der Vetter vom Rhein“ die Taten Pfaffs wieder in Erinnerung. Auch Pfarrer Heinrich Hansjakob erinnerte 1904 in seinen „Sommerfahrten“ an die heldenmütigen Taten des Kürzeller Kreuzwirts.
1913 erschien im Freiburger „Caritas Verlag“ unter dem Titel „Ein Volksheld in schwerer Zeit“ eine umfangreiche Biografie, die Autor Karl Rögele als einen Beitrag zur badischen Heimatgeschichte zur Zeit der Befreiungskriege verfasst hatte. 1924 rief R. Seyfried in seinem Buch „Heimatkunde des Amtsbezirks Lahr“ das Leben des „Kreuzwirts Pfaff“ aus Kürzell ebenfalls in Erinnerung. Neben einigen anderen Essays ist auch der 1941 in „Die Ortenau“ erschienene Aufsatz von Heinrich Krems zu erwähnen, der darin seinem Ururgroßvater anlässlich dessen 100. Todestages am 19. September 1940 gedenkt. Auch „Der Altvater“, die einstige Beilage der Lahrer Zeitung, hat sich mit dem Kürzeller Volkshelden befasst. Während Emil Baader 1940 anlässlich des 100. Todestages diese Lebensgeschichte in Erinnerung gebracht hat, hat sich Emil Ell beim 140. Todestag im Jahre 1980 erneut den „Merkwürdigen und heldenmütigen Taten des Johann Georg Pfaff, Kreuzwirt zu Kürzell“ angenommen.
In seinem Wohnort Kürzell erinnert heute nur eine an seinem einstigen Wohnhaus, dem Gasthaus „Kreuz“, angebrachten Gedenktafel sowie jeweils ein Portraitbild im Gastraum selbst wie auch im Kürzeller Rathaus an diesen Mann. Natürlich lassen solche Erinnerungsstücke nicht sehr viel von dem Mut und dem einstigen heldenmütigen Einsatz Johann Georg Pfaffs für seinen Wohnort und seine Mitbürger erkennen. Die folgenden Ausführungen sollen deshalb einen kleinen Überblick über sein Leben und die damalige Zeit geben.
Johann Georg Pfaff war kein Kürzeller Kind, auch wenn er von 1789 bis zu seinem Tod im Jahre 1840 wohl die meiste Zeit seines Lebens als Wirt des Gasthauses „Kreuz“ in dem Rieddorf zugebracht hat. Der 1912 abgerissene „Hintere Giesenhof“ bei Reichenbach im Schuttertal war die Heimat des am 14. April 1769 als Sohn des Hofbauern Jakob Pfaff und dessen Ehefrau Anna geb. Ketterer geborenen späteren Volkshelden. Früh bereits bestimmten die Eltern, dass der Junge einmal den nahezu 400 Morgen‘ umfassenden Hof übernehmen sollte.
Diesem Ansinnen der Eltern konnte er sich zunächst nicht entziehen. Deshalb blieb er nach der Beendigung der „Lateinschule“, die er im Kloster Gengenbach besucht hatte, auf dem elterlichen Hof und bewirtschaftete zusammen mit dem Vater das Hofgut. Aufgrund seines lebhaften Temperaments hielt er es auf dem etwa eine dreiviertel Stunde Gehzeit von Reichenbach entfernt liegenden einsamen Hof einfach nicht aus. Deshalb erlaubte ihm der Vater, bei einem Seelbacher Bäcker in die Lehre zu gehen, um später dann den ebenfalls im Besitz der Familie stehen den „Vorderen Giesenhof“ zu übernehmen. Denn zu diesem etwa 20 Minuten Gehzeit von Reichenbach entfernt gelegenen Hof gehörten nicht nur 142 Morgen Land, sondern auch eine Mühle, der wiederum eine Bäckerei angeschlossen war. Wie in jener Zeit üblich, begab sich der junge Bäckergeselle nach Abschluss der Lehrzeit auf Wanderschaft. So verbrachte er seine Gesellenzeit zunächst in Freiburg, später in Colmar und danach erneut in Freiburg. Nachdem der Vater plötzlich verstorben war, musste er wieder nach Hause zurückkehren und sollte nun, wie vorgesehen, den „Vorderen Giesenhof“ übernehmen. Aber auch auf dem ebenfalls recht einsam gelegenen Hof gefiel dem jungen Bäckergesellen die Arbeit nicht. Deshalb verließ er das Anwesen und zog zu seinem Stiefbruder nach Kürzell, dem das dortige Gasthaus „Zum Kreuz“ gehörte. Dort in dem Gasthof, der an der einstigen, damals noch nach Hugsweier führenden Hauptstraße des Dorfes lag, gefiel es ihm angesichts des pulsierenden Lebens weitaus besser. Deshalb übernahm er im Tausch mit seinem Stiefbruder, dem er den „Vorderen Giesenhof‘ überließ, das herrschaftlich wirkende Kurzeller Wirtshaus, dem wie die Biografien berichten, in jener Zeit auch noch eine Bäckerei angeschlossen war.
Nach dem er am 6. August 1789 im Alter von 20 Jahren Katharina Sandhaar aus Biberach im Kinzigtal geheiratet hatte, bezog das junge Ehepaar tags darauf das stattliche Anwesen in Kürzell. Wie Karl Rögele in seinem 1913 erschienenen Buch schreibt, wurde Johann Georg Pfaff durch seine vorzügliche Unterhaltungsgabe und seinen heiteren und redlichen Sinn sehr bald zu einem überaus populären Mann und kam vermutlich auch deshalb schnell zu Ansehen und Vermögen.
Die Auswirkungen der französischen Revolution für die rechtsrheinische Bevölkerung. Etwa um die gleiche Zeit brach in Frankreich die Revolution aus. Auch am Oberrhein fanden die revolutionären Ereignisse einen kräftigen Widerhall. Straßburg hatte seine Revolution im Kleinen: Wie in Paris die Bastille wurden auch dort die Gefängnisse geöffnet, das Militär meuterte, und am 21. Juli 1789 wurde das Rathaus gestürmt. Dabei ging die mittelalterliche, einst weit über die deutsche Grenze hinaus als vorbildlich bewunderte Stadtverfassung verloren.
Auch rechts des Rheins sympathisierte ein nicht unbeachtlicher Teil der Bevölkerung mit den Gedankengängen der französischen Revolution, sodass sich der Aufruhr auch auf rechtsrheinisches Gebiet erstreckte. Alles war in hellem Aufruhr. Da genügend Zündstoff für eine revolutionäre Bewegung vorhanden war, kam es vor allem in den Gebieten der Klöster Schwarzach, Frauenalb, Gengenbach, Schuttern und Ettenheimmünster zu Gewalttaten. Die Begeisterung erstarb jedoch bald, als die Kunde von den furchtbaren Gräueln der Roten Jakobiner in Paris und in ganz Frankreich über den Rhein drang. Insbesondere jedoch nach der Erstürmung des Straßburger Rathauses und der Öffnung der Gefängnisse, als französische Gefangene über den Rhein vorzudringen und zu plündern drohten.
So war die innere Gefahr in der Markgrafschaft Baden gebannt, als ab 1792 französische Revolutionsheere nach allen Seiten ausbrachen, um „Krieg den Palästen und Frieden den Hütten“ zu bringen. Denn im November 1792 erklärte der französische Nationalkonvent, dass die französischen Heere allen fremden Völkern Hilfe leisten sollten, die Beistand im Kampf gegen die einheimischen Herrscher erbitten. Dies bedeutete nichts anderes, als dass der französische Nationalkonvent auch in den übrigen europäischen Ländern die republikanische Staatsform unterstützen wollte. Deshalb griff die junge französische Republik die Eroberungspolitik Ludwig XIV. wieder auf. Dadurch wurde die Ortenau nicht nur erneut zum Schauplatz kriegerischer Verwicklungen, sondern damit wurde auch eines der dunkelsten Jahrzehnte in der oberrheinischen Kriegsgeschichte eingeläutet. Denn nachdem sich Baden 1791 militärisch zunächst mit Österreich und später auch noch mit Preußen verbunden hatte, erklärte das revolutionäre Frankreich 1792 dem mit Preußen verbundenen Österreich und damit auch Baden den Krieg. Bis zu dem 1807 geschlossenen Frieden von Tilsit lag die Markgrafschaft Baden als Aufmarsch-, Durchmarsch- und Etappengebiet täglich im Brennpunkt des Geschehens.
Wenn die Ortenau zunächst bis auf einige wenige Ausnahmen auch nur von Truppendurchmärschen und Einquartierungen „heimgesucht“ wurde, so zogen nach 1796, als die Franzosen unter dem Oberbefehl von General Jean Victor Moreau bei Kehl erstmals den Rhein überschritten hatten, immer wieder französische Revolutionsheere plündernd und brandschatzend durch die Ortenau. Insgesamt fünfmal überquerten die Franzosen in unserer Gegend den Rhein. Jedes Mal hinterließen sie eine Spur des Grauens. „Friede den Hütten“ hatten sie versprochen, und dabei wüteten sie mit äußerster Grausamkeit. Deshalb flohen die Bewohner der Dörfer entlang des Rheins mit ihrem Hab und Gut erst einmal in die den Dörfern angrenzenden Wälder, auf die Rheininseln oder in den Schwarzwald. Wo eine Flucht nicht möglich war, wurden sämtliche Vorräte, alles Geld oder sonstiges Vermögen versteckt. Mit Todesangst mussten diese Menschen dem nahenden Schrecken entgegensehen und wehrlos alle Misshandlungen über sich ergehen lassen. Denn um an das vermutete verborgene Gut zu kommen, banden, schlugen und marterten die französischen Eindringlinge die Eigentümer teilweise so sehr, dass viele an den erlittenen Misshandlungen starben. Allerdings darf man sich die französischen Soldaten nicht wie ein militärisch uniformiertes Heer im heutigen Sinn vorstellen.
In seiner Biografie beschreibt Karl Rögele deren Aussehen überaus detailliert: Der eine trug Bauernkleidung, der andere wiederum ein geistliches Gewand. Wieder andere trugen Mönchsgewänder oder gar Frauenkleider. Der eine hatte eine Mütze auf dem Kopf, der andere einen Hut. Besonders auffallend war die Kleidung der Franzosen auf dem Rückzug. Man sah dort Soldaten in Chorröcken, Messgewänder, Leintücher, selbst Kleider von Ordensfrauen trugen sie. Man trug das, was man gerade zusammen gestohlen oder geraubt hatte. Der größte Teil der Soldaten hatte nicht einmal Schuhe an .“ In dieser Aufmachung überfielen die Franzosen Dörfer und Städte, raubten und plünderten sie mit einer Ausgelassenheit, die keine Grenzen kannte. Was auch nur irgendeinen Wert hatte, nahmen sie mit oder zerstörten es. Vor allem auf ihrem Rückzug kannte die Zerstörungswut keine Grenzen. Fenster und sämtliches Mobiliar wurden zerschlagen, Betten zerschnitten und die Federn in den Wind zerstreut. Das Brot höhlten sie vielfach aus und füllten es mit ihren Exkrementen wieder auf. Mehl und Getreide wurden durch Vermischung mit ÖI und Sand unbrauchbar gemacht. Wein, den sie nicht mitnehmen konnten, wurde in den Kellern ausgegossen. Kirchen wurden ausgeraubt, Bilder zerschlagen, Altäre verunreinigt, Kelche und Messgewänder gestohlen und missbraucht.
Vielfach wurden auch Häuser angezündet, aus denen sich Kranke und altersschwache Menschen nur mit Mühe retten konnten. Die Lebensmittel waren geraubt oder verdorben, die Ernte auf den Feldern vernichtet. Nichts ließen sie zurück außer Not, Elend, Verbrechen, Hunger und Seuchen. Weder die überlebenden Einwohner noch die den Franzosen nachrückenden Österreicher fanden so kaum noch Nahrung. Von den Schäden, welche die Ortenau in den insgesamt vier Koalitionskriegen erlitten hat, kann man sich nur sehr schwer eine ungefähre Vorstellung machen. Denn durch die kriegerischen Ereignisse ist die Mehrzahl der Akten verloren gegangen. Deshalb ist quellenmäßig auch nicht alles nachweisbar, was die Einwohner unter der Soldateska zu leiden hatten. Auch der erlittene materielle Schaden ist nicht zu beschreiben. Jedoch ergeben viele Einzelbeschreibungen ein recht deutliches Mosaikbild. Wie groß jedoch das Maß der Verwüstungen bereits nach dem Ersten Koalititionskrieg gewesen sein muss, ergibt sich aus einem Bericht des französischen Generals Laval vom 27. Januar 1794 an den Konvent in Paris. Nirgends werden die begangenen Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten deutlicher beschrieben:
„Wir haben den Untertanen dieser Gegend so viel genommen, dass ihnen weiter nichts übrig geblieben ist als ihre Augen, womit sie über ihr wirklich unbeschreibliches Elend weinen mögen. “ Sehr deutlich beschreibt auch der katholische Dekan Michael Hennig in seiner 1893 erschienenen „Geschichte des Landkapitels Lahr“ die damaligen Verhältnisse. Dort heißt es unter anderem:
Die Ankunft der Franzosen ist eine sehr schreckhafte gewesen und habe solche Furcht verbreitet, dass viele die Flucht ergriffen und ihre Habseligkeiten verbargen. Auch fast alle Pfarrer flohen, manche verbargen sich in den Wäldern, manche suchten Sicherheit in entfernteren Gegenden. Der Gottesdienst hörte an vielen Gegenden auf, die Seelsorge blieb während einiger Tage behindert. Wo auch immer das französische Heer hinkam, ließ es beweinenswerte Spuren zurück. Häufig wurden die Tabernakel erbrochen, das Allerheiligste entweiht, heilige Gefäße und Gewänder geraubt. In den Häusern der Reichen wie der Armen plünderten sie. Die Einwohner beleidigten, beschimpften, schlugen und bedrohten viele mit dem Tode Verständlich, dass die Jahre zwischen 1792 und 1805 der Bevölkerung in unserer Heimat ein kaum zu überbietendes Maß an Leiden boten.
Eine kurze Darstellung der damaligen kriegerischen Ereignisse Nachdem das französische Heer in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni 1796 unter dem Oberbefehl von General Moreau zum ersten von insgesamt fünf Mal den Rhein bei Kehl überschritten hatte, flüchtete auch der Kürzeller Kreuzwirt Pfaff mit seiner Familie zu seinem Bruder auf den elterlichen Giesenhof bei Reichenbach. Eine Flucht, die im Nachhinein gesehen überhaupt nichts nutzte. Denn die Franzosen fanden auch den einsam gelegenen Giesenhof und raubten dort alles, was an ihnen an Geld und Nahrungsmittel in die Hände fiel. Nachdem die Franzosen wieder abgezogen waren, kehrte Pfaff mit seiner Familie nach Kürzell zurück.
Am 20. April 1797 überschritt die französische Rhein- und Moselarmee, wiederum unter dem Befehl von General Moreau, bei Diersheim unterhalb von Kehl den Rhein zum zweiten Mal. Bereits zwei Tage später am 22. April standen die französischen Truppen in Niederschopfheim, Meißenheim und Kürzell, am 23. April in Kappet, Ettenheim und Lahr. Da kam die Nachricht vom dem am 18. April in Leoben geschlossenen Präliminiarfrieden, der den Krieg zwischen Österreich und Frankreich vorerst beendete. Gemäß den Bestimmungen dieses Waffenstillstandes behaupteten beide Gegner jene Gebiete, die ihre Vorposten in dem Augenblick der Ankunft der Friedensbotschaft innehatten.
Die nunmehr im Land stehenden französischen Truppen plünderten und raubten die Dörfer erneut in wildem und hemmungslosem Vandalismus aus. Darüber hinaus erhoben sie von den verarmten Gemeinden Kriegssteuern, verlangten von der Bevölkerung hohe Abgaben an Lebens- und Futtermitteln und zwangen die Menschen zu Frondiensten. Wer sich widersetzte wurde misshandelt. Offiziere und Mannschaften lebten in Saus und Braus auf Kosten der verarmten Gemeinden. Wie in jedes andere Dorf des Gebietes, das sie besetzt hielten, kamen die Franzosen von Zeit zu Zeit auch nach Kürzell und beschlagnahmten auch hier kurzerhand all das, was sie benötigten oder was ihnen gefiel. Obwohl die Plünderungen und Schikanen gerade Johann Georg Pfaff besonders schlimm getroffen haben müssen, blieb er mit seiner Familie im „Kreuz“ wohnen. Denn nicht nur dass die Franzosen ihm die Futtervorräte raubten, auch zechten sie in ausgelassener Weise in seiner Gastwirtschaft auf seine Kosten.
Erst Ende Januar 1798, über neun Monate nach dem vorläufigen Frieden von Leoben, also auch noch lange nach dem am 17./18. Oktober 1797 geschlossenen endgültigen Frieden von Campo Formios , der den Ersten Koalitionskrieg beendete, zogen die Franzosen, die seit dem September 1797 unter dem Oberbefehl von General Pierre Francois Charles Augera standen, wieder aus der Ortenau ab. Nur ein Jahr später, am 1. März 1799, überschritten die Franzosen unter General Jean Baptiste Jourdan bei Kehl und bei Hüningen zum dritten Mal den Rhein.
Nachdem der österreichische Erzherzog Karl sie jedoch am 25. März 1799 bei Stockach entscheidend schlagen konnte, retteten sie sich durch eine heillose Flucht durch das Kinzig- und Renchtal in die Rheinebene. Anfang April setzte die Armee über den Rhein. Da Erzherzog Karl jedoch den mit dem österreichischen Kaiser verbundenen Russen in der Schweiz zu Hilfe kommen musste, konnte er den errungenen Sieg nicht ausnutzen und das gesamte französische Heer über den Rhein zu zwingen. So blieben Kehl und die weitere Umgebung von den Franzosen weiterhin besetzt. Von da aus konnten die verbliebenen französischen Soldaten das ganze Jahr hindurch in der gesamten Ortenau fast ungestört ihr Unwesen treiben. Denn ihnen standen nur ungenügende österreichische Streitkräfte gegenüber, sodass es in allen Teilen der Ortenau fast täglich zu kleinen Kämpfen kam. Bei uns führten die Österreicher von Dinglingen aus einen Kleinkrieg mit den Franzosen. Dadurch lag Kürzell immer wieder zwischen französischen und österreichischen Vorposten. In diese Zeit fällt Johann Georg Pfaffs heldenhaftes Eintreten zur Rettung von Hab und Gut und zum Schutz des Lebens seiner Mitmenschen.
Johann Georg Pfaff im Kleinkrieg gegen die Franzosen Als Organisator einer berittenen Kundschaftertruppe leistete der Kürzeller Kreuzwirt Johann Georg Pfaff der nach Dinglingen vorgeschobenen österreichischen Kavallerieabteilung wertvolle Dienste und half dabei Plünderungen der Franzosen in Kürzell, Schuttern und Dinglingen zu vereiteln. Wie der Kürzeller Pfarrverweser Joseph Spinner in seiner 1835, also noch zu Lebzeiten Pfaffs veröffentlichten Biografie schreibt, war es auch dem Kreuzwirt klar, dass er die Franzosen nur mit List aus Kürzell und den in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Dörfern fernhalten konnte. Einen ersten Erfolg konnte er durch einen beherzten Plan erzielen. Als die Franzosen wieder einmal in Kürzell plünderten, schlich er sich gemeinsam mit drei jungen Kürzeller Bauernburschen, allesamt mit Böllern, mehreren Pistolen nebst dazugehörender Munition bewaffnet, beim Einbruch der Dunkelheit unbemerkt in den damals zwischen Allmannsweier und Kürzell gelegenen sogenannten „Eichwald“. In der Nacht schossen sie ihre mitgeführte „Munition“ an verschiedenen Stellen ab, sodass die Franzosen befürchteten, dass die Österreicher mit Geschützen und starkem Gewehrfeuer herannahten, und die Flucht ergriffen.
Diesem erfolgreichen „Scharmützel“ hatte jedoch nicht nur Kürzell, sondern auch das Kloster Schuttern viel zu verdanken. Dort hatten die Franzosen wieder einmal alles ausgeplündert und die erbeutete Ware bereits auf mehrere Wagen zum Abtransport verladen, als sie das angebliche Bombardement von Allmannsweier her kommend vernahmen. Sie ließen die gesamte geplünderte Ware im Stich und flüchteten in panischer Angst in Richtung Rhein. In der Folgezeit stellte sich der Kreuzwirt den österreichischen Truppen als ortskundiger Führer zur Verfügung. Bei verschiedenen Rekognoszierungsritten zeigte er in der damaligen Bauerntracht besonderen Mut und ritt ganz allein immer so weit vor, dass er Stellungen und Stärke der französischen Vorposten genau beobachten und bestimmen konnte. Durch Pfaffs Ortskenntnis und unter dessen Führung konnten die österreichischen Ulanen unter anderem ein feindliches Reiterpikett überfallen und ohne einen Schuss abzugeben 31 Gefangene machen.
Die erfolgreichen Scharmützel machten Pfaff auch außerhalb Kürzells zu einer lokalen Berühmtheit. Deshalb fürchtete er, dass seine Taten auch den Franzosen bekannt würden und sie deshalb nicht nur an ihm und seiner Familie, sondern am gesamten Dorf Rache nehmen würden. Deshalb wurde auf seinen Antrag hin in der Gemeinde Kürzell eine Bürgerwache mit Kreuzwirt Pfaff als Hauptmann gegründet. Diese bewaffnete Bürgerwehr hatte die Aufgabe, die Franzosen zu beobachten und, sofern nötig, die in Dinglingen stationierten österreichischen Ulanen zu Hilfe zu holen. Placidius Bacheberle, der Abt des Klosters Schuttern, das besonders viel unter den Franzosen zu leiden hatte, ließ ihm als Anerkennung und auch als Dank für seine geleisteten Dienste eine Ulanen-Uniform Maßschneidern. Sie soll aus einer gelben Mütze mit Fangschnüren und weißem Federbusch, rot ausgeschlagenem Rock, grünen Hosen mit roten Streifen und einem weißen Mantel bestanden haben. Auch soll sich Pfaff einen martialischen „Schnurrbart“ gekauft haben, den er stets „im Dienst“ trug, wobei er seinen feurigen „Normänner“ ritt. So ausgestattet muss er jedenfalls respektvoll ausgesehen haben, denn von den befreundeten Österreichern wurde er ab diesem Zeitpunkt nur noch respektvoll „Kadett Bauer“ genannt. So ausstaffiert nahm Pfaff nunmehr an sämtlichen Unternehmungen der Österreicher im Kleinkrieg gegen die französischen Besatzer teil.
Innerhalb von nur einem halben Jahr konnten die Österreicher unter Pfaffs Mitwirkung etwa 800 französische Soldaten gefangen nehmen. In den eingangs genannten Biografien wird jedes einzelne Scharmützel, an dem sich Johann Georg Pfaff entweder als Hauptmann der Kürzeller Bürgerwehr oder als Patrouillenführer der österreichischen Kavallerieeinheit beteiligte, immer wieder auf das Ausführlichste beschrieben. Sicherlich auch etwas heroisierend wird er dabei als ein Mann beschrieben, der geistesgegenwärtig und in kühner Entschlossenheit keine noch so große Gefahr scheute. Die Taten, die er als Freiwilliger im Dienste der österreichischen Armee erbrachte, werden dabei durchweg als für die damalige Zeit ganz hervorragende und seltene militärische Leistungen bezeichnet. Beispielsweise wertete Karl Rögele diese Taten in seiner 1913 erschienenen Biografie als glänzende Beweise des Mutes, der Geschicklichkeit und auch der Tapferkeit von Johann Georg Pfaff.
Egal von welcher Seite man diese Taten betrachtet, so steht jedenfalls als sicher fest, dass Johann Georg Pfaff Dank seiner Ortskenntnis, seiner Listigkeit, seiner Kaltschnäuzigkeit und auch seiner Kühnheit seinen Wohnort Kürzell in den damaligen Kriegswirren fast ein halbes Jahr vor Besetzung, Plünderung und vielerlei Schikanen der französischen Besatzer bewahrten. So blieb Kürzell in diesem Zeitraum von Drangsalen und Gewalttaten verschont, während die umliegenden Nachbarorte von den Franzosen immer wieder ausgeraubt, geplündert und dabei vielfach Hab und Gut der Bewohner zerstört wurde.
Pfaffs Taten fanden jedoch nicht nur den Dank und die Anerkennung bei seinen Kürzeller Mitbürgern. Auch „höheren Orts“ wurden seine „Kriegstaten“ mit Interesse und Aufmerksamkeit verfolgt. Der in österreichischen Diensten stehende General Graf Maximilian von Merveldt, der an der siegreichen Schlacht von Stockach erheblichen Anteil hatte, berichtete Erzherzog Karl von den Verdiensten, die sich Johann Georg Pfaff für die Österreicher erworben hat. Auf Vorschlag von Erzherzog Karl zeichnete der österreichische Kaiser Franz den Kürzeller Volkshelden für seine heroischen Taten und Leistungen mit der „Goldenen Verdienstmedaille aus.
Verrat und Gefangennahme des Kürzeller Volkshelden
Aber auch nachdem die Franzosen nach der Schlacht bei Stockach vor den weit überlegenen Kräften des Erzherzogs Karl zurückweichen mussten, ging der Krieg weiter. Etwa ein Jahr später marschierte die französische Rheinarmee, wiederum unter dem Befehl von General Moreau, an der Grenze auf. Moreaus Hauptplan war, mit dem rechten Flügel seines Heeres von der Schweiz aus den Rheinübergang zu vollziehen. Um diese Absicht jedoch zu verschleiern und den Gegner abzulenken, überquerte der linke Armeeflügel am 25. April 1800 bei Kehl erneut den Rhein und drängte in mehreren Gefechten das österreichische Korps zurück. Am 27. April zogen sich die Franzosen überraschend wieder zurück, um über Breisach zur Hauptarmee zu stoßen und deren Operationen zu unterstützen. Bald mussten die Österreicher ihre Stellungen im Rheintal aufgeben, um ihre gesamten Kräfte gegen Moreau zusammenzuziehen, der am 3. Dezember in der entscheidenden Schlacht bei Hohenlinden letztlich Sieger gegen die Österreicher blieb. Zur Besetzung des Rheinübergangs Kehl waren größere Abteilungen der französischen Armee zurückgeblieben, die den ganzen Sommer über in den umliegenden Ortschaften einquartiert waren. Truppendurchmärsche und Schanzarbeiten gehörten nunmehr wiederum zum Alltag jener Zeit. Im Hauptquartier, das die Franzosen in Kork aufgeschlagen hatten, schrieb General Klein wieder unerschwingliche Requisitionen vor, die die Franzosen wiederum mit aller Härte eintrieben.
Vor allem jene Dörfer, die sich bislang mehr oder weniger erfolgreich gegen das rücksichtslose Vorgehen gewehrt hatten, bekamen die ganze Wut der französischen Besatzungsmacht zu spüren. Auch der Kürzeller Kreuzwirt musste mehr denn je um seine Sicherheit bangen. Dennoch schlug er auch aus Rücksicht auf seine Familie das Angebot, in der österreichischen Heeresleitung eine Offiziersstelle anzutreten, aus. Allerdings übernachtete er aus Sicherheitsgründen zunächst einmal bei Bekannten. Erst nachdem er die Franzosen tagsüber mehrfach bewirtete hatte, ohne dass sie ihn zu beachten schienen, schlief er wieder zu Hause. Vorsichtshalber richtete er sich unter dem Nebenzimmer des Gastraumes ein Versteck ein, das ihm im Notfall Schutz und Sicherheit bieten sollte. Als jedoch ein zu den Franzosen übergelaufener ehemaliger österreichischer Ulanenkorporal, der bei dem einen und anderen früheren Handstreich von Pfaff mit dabei war, ihn beim französischen General Klein in Kork verraten hatte, umstellte eines Nachts eine berittene Einheit das Gasthaus und verlangte Einlass. Pfaff, der die Gefahr sofort erkannte, verbarg sich in dem vorbereiteten Versteck. Aber als jeder Schlupfwinkel des Hauses ohne Erfolg durchsucht war, drohten die Franzosen das Anwesen von allen vier Seiten in Brand zu stecken. Deshalb gab sich Pfaff den Franzosen zu erkennen, die ihn gefangen nahmen und sofort nach Kork verbrachten.
Da die Markgrafschaft Baden sich im Krieg für neutral erklärt hatte, wurde Pfaff, da er den Österreicher als Kundschafter diente, der Spionage verdächtigt. Deshalb wurde er tags darauf von General Klein einem dreistündigen Verhör unterzogen. Dabei verteidigte sich Pfaff überaus geschickt, sodass er am darauf folgenden Tag wieder freigelassen wurde.
Schlussbemerkungen
Nach dem die Zeiten durch den Friedensvertrag von Lundville 20 vom 9. Februar 1801 wieder friedlicher geworden waren, widmete sich Johann Georg Pfaff ganz seiner Familie und seinen Geschäften, die jedoch infolge der Kriegswirren jener Jahre stark zurückgegangen waren. Allerdings waren Pfaff keine friedvollen Jahre beschieden. Neben dem Tod seiner ersten Ehefrau kamen zusätzlich noch einige schwere wirtschaftliche Einbrüche. Nur durch ungeheuren Fleiß war es ihm möglich, das „Kreuz“ seinem Sohn zu vererben. Am 19. September 1840, im Alter von 71 Jahren, starb der als „Volksheld“ in die Geschichte Kürzells eingegangene Johann Georg Pfaff. Noch heute wird im Garten des Anwesens Nr. 4 der Kürzeller Jägergasse der Grabstein Pfaffs in Ehren gehalten. Wenn an ihm auch unaufhörlich der „Zahn der Zeit“ nagt, so ist die Inschrift:
Hier ruht
Johann Georg Pfaff
geb. 14. April 1769
gest. 19. Sept. 1840
noch gut zu lesen. Dieser einfache Grabstein und das ehemals herrschaftlich wirkende Gasthaus „Kreuz“ haben als einzige stumme Zeugen der Vergangenheit die Zeiten bis heute überlebt.
Benutzte Literatur
Außer den eingangs des Aufsatzes bereits erwähnten Literatur wurden zusätzlich noch folgende Quellen genutzt:
- Meyers Hand-Lexikon des Allgemeinen Wissens, Leipzig 1883
- Paynes Conversations Lexikon, Leipzig 1896
- Dr. Manfred Krebs, „Politische und kirchliche Geschichte der Ortenau“, in „Die Ortenau“ Nr. 50/1960, S. 133-245
- Karl Stiefel, „Baden“, Karlsruhe 1977
- Kurt Klein, „Landum Rhein und Schwarzwald“, Kehl 1978
- Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, Mannheim 1990
- J. Stolzer und Ch. Steeb, „Österreichische Orden“, Graz/Austria 1996
Anmerkungen
Der „Morgen“ ist ein altes deutsche Flächenmaß, das ursprünglich die Ackerfläche, die ein Bauer mit einem Gespann am Morgen (Vormittag) pflügen konnte. Der „Morgen“ differierte regional erheblich. In Baden betrug ein Morgen 3.600 Quadratmeter.
Jean Victor Moreau (`11. 8. 1761, t 2. 9. 1813) war seit 1796 Oberbefehlshaber der Rhein- und Moselarmee. Am 9. Juli 1796 schlug er bei Ettlingen Erzherzog Karl und zog sich anschließend über den Schwarzwald geschickt zurück. 1798 war er Oberbefehlshaber der französischen Armee in Italien. 1800 wurde er erneut zum Oberbefehlshaber der Rheinarmee bestimmt, wo er die Österreicher bei Engen, Möskirch, Biberach und Memmingen schlug. Bei Ulm konnte er die österreichische Armee aus ihren festen Stellungen werfen und drang nach Siegen in bei Höchstädt, Nördlingen und Neuburg bis Regensburg vor. Am 3. Dezember 1800 errang er den entscheidenden Sieg bei Hohenlinden und schloss am 25. Dezember den Waffenstillstand von Steyr. Am 4. Februar 1804 ließ ihn Napoleon Bonaparte verhaften und nach Amerika verbannen. 1814 kehrte er zurück und trat in Prag in die Dienste von Zar Alexander I. Nachdem er in der Schlacht bei Dresden am 27. August 1813 durch eine Kanonenkugel beide Füße verloren hatte, verstarb Moreau nur wenige Tage später am 2. September in Laun (Böhmen).
Leoben = Bezirkshauptstadt in der Steiermark (Österreich).
Ein Präliminarfrieden ist im Völkerrecht ein Vorfriede mit Einstellung der Kampfhandlungen mit in Vorverhandlungen erreichten und festgelegten vorläufigen Vereinbarungen, die die wesentlichen Bedingungen des (späteren) endgültigen Friedensvertrages bereits enthalten.
Campo Formio = Dorf in der italienischen Provinz Udine. Im Frieden von Campo Formio trat Österreich die österreichischen Niederlande, Mailand und Mantua ab und gestand in geheimen Artikeln die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich zu. Österreich erhielt Venetien links der Etsch mit Istrien und Dalmatien.
Pierre Francois Charles Augerau, Herzog von Castiglione, Marschall von Frankreich (“ 11. 11. 1757, t 11. 6. 1816) wurde 1794 bei der Pyrenäenarmee zum Brigade- und 1796 bei der ital. Armee unter Napoleon Bonaparte zum Divisionsgeneral befördert. 1804 wurde er zum Marschall ernannt. 1813 wurde er Gouverneur in Berlin. 1813 nahm er mit einem Reservekorps an der Völkerschlacht in Leipzig teil. Nachdem Napoleon I. abgedankt hatte, trat er zu Ludwig XVIII. über, der ihn zum „Pair“ (Pair = der höchste Adel, der ursprünglich dem Monarchen gleichgestellt war) ernannte.
Jean Baptiste Jourdan (* 29. 4. 1762, t 23. 11. 1833) wurde im Juli 1793 Divisionsgeneral und Oberbefehlshaber der Nordarmee. Nachdem er 1794 den Oberbefehl über die Maas- und Sambrearmee übertragen bekommen hatte, wurde ihm 1799 die Donauarmee unterstellt. Sowohl bei Ostrach (21. März 1799) als auch bei Stockach (25. März 1799) unterlag er dem österreichischen Erzherzog Karl. 1800 wurde er mit der Verwaltung von Piemont betraut. 1803 trat er in den Senat und wurde 1804 zum Marschall und Staatsrat ernannt. 1815 ernannte ihn Ludwig XVIII. zum Grafen und 1819 auch noch zum Pair. 1830 wurde er Gouverneur des Invalidenhauses.
Erzherzog Karl (* 5. 9. 1771, t 30. 4. 1847), Sohn des österreichischen Kaisers Leopold II., übernahm 1796 als letzter Reichsgeneralfeldmarschall das Kommando der österreichischen Rheinarmee. Obwohl militärisch sehr erfolgreich schied er wegen tiefgehender Konflikte mit seinem kaiserlichen Bruder Franz II. 1799 aus dem Militärdienst aus. 1801 wurde er als Hofkriegsratspräsident österreichischer Kriegsminister und begann das Heerwesen von der Zentralverwaltung bis zu den Regimentern zu reorganisieren. In dem gegen seinen Willen geführten Krieg von 1809 errang er als selbständig handelnder Generalissimus nach anfänglichen Niederlagen bei Aspern den viel bewunderten ersten Sieg gegen Napoleon. Nach dem er jedoch die Schlacht bei Wagram verloren hatte, leitete er angesichts des Zusammenbruchs Österreichs Friedensverhandlungen ein. Aus diesem Grund wurde er des Oberbefehls enthoben und musste seine militärische Laufbahn beenden. Als Militärschriftsteller erwarb er sich einen Clausewitz vergleichbaren Ruf.
Rekognoszieren bedeutet im Kriegsfall ein Terrain und die Verhältnisse des Feindes untersuchen.
Ulanen waren bei den österreichischen Truppen eine leichte oder mittlere Kavallerieabteilung mit Lanzen, Karabinern und Säbeln.
Ein „Pikett“ war eine zur Aufnahme oder Unterstützung der Feldwachen hinter diesen aufgestellte Truppenabteilung.
Placidius Bacheberle (“ 1745, t 1824), der am 27. Juni 1786 den Abtsstab von seinem freiwillig resignierten Vorgänger Carolus Vogel übernommen hatte, war der letzte Abt des Klosters Schuttern.
Bei dem „Normärmer“ dürfte es sich um ein Pferd der Rasse der „AngloNormannen“ gehandelt haben. Diese Pferderasse wurde in der Normandie gezüchtet, wo durch den Einfluss von Landschaft und Klima ein kräftiges, widerstandsfähiges Pferd entstand. Die Rasse stammt von den Normannischen Kriegspferden des Mittelalters ab, die im 18. und 19. Jahrhundert durch Einkreuzungen von Arabern, englischen Vollblütern und Norfolk-Trabern veredelt wurden.
Graf Maximilian von Merveldt (* 1764, t 1815), der aus einem westfälischen Adelsgeschlecht entstammte, war gleich bedeutend als Heerführer wie als Diplomat. Er machte mehrere Feldzüge mit und war 1796 sowie von 1799 bis 1801 in Süddeutschland. Als österreichischer Armeediplomat nahm er an den Friedensverhandlungen mit Napoleon in Leoben, Campe Formio und Rastatt teil. Von 1806 bis 1809 war er als österreichischer Gesandter in Petersburg. In den Freiheitskriegen (1813-1815) war er Kommandant des Zweiten Armeekorps, wurde jedoch bei Völkerschlacht bei Leipzig gleich am ersten Tag gefangen genommen und tags darauf von Napoleon I. mit Friedensvorschlägen zu Kaiser Franz II. gesandt. 1814 wurde er österreichischer Botschafter in London, wo er auch starb.
Franz II. (* 12. 2. 1768, t 2. 3. 1835) war der letzte Kaiser des so genannten Heiligen Römischen Reiches. Kurz nach seiner 1792 erfolgten Thronbesteigung erklärte das revolutionäre Frankreich Österreich den Krieg. In den sich den Koalitionskriegen anschließenden Friedensschlüssen musste er hohe Gebietsverluste hinnehmen. 1806 legte er die römische Kaiserkrone nieder und erklärte die römische Kaiserwürde für erloschen, um Napoleon I. keine Möglichkeit zu geben, sich dieser Würde zu bemächtigen. Nach den militärischen Niederlagen von 1809 suchte er sich Napoleon zu nähern und stimmte deshalb 1810 der Verheiratung seiner ältesten Tochter Marie Luise mit Napoleon I. zu. 1813 schloss er sich jedoch der großen Allianz gegen Napoleon I. an.
Der als „Goldene Verdienstmedaille“ bezeichnete Orden zeigt auf der einen Seite als Wahlspruch „LEGE ET FIDE“ (infolge eines Gesetzes und wegen bewiesener Treue) und auf der anderen das Bild Kaiser Franz II. mit der Umschrift: „Imp. Caes. Franziskus II. P.F. Avg.“ Franz II. unterschied als römischdeutscher Kaiser bei den Gnadenmedaillen jene für das Reich und jene für das habsburgische Erbland.
Hohenlinden = Dorf in Oberbayern im heutigen Landkreis Ebersberg (Alpenvorland zwischen München und Rosenheim).
Über General Klein konnte ich in der mir zur Verfügung stehenden Literatur keinen Hinweis finden. Auch das Generallandesarchiv Karlsruhe besitzt über diesen französischen General keine Unterlagen (Schreiben vom 15. Januar 1999 – 11 AZ. A1-7512-Frenk, Martin).
Requisitionen = Verpflegungsart im Krieg, bei welcher die Bedürfnisse der Truppen durch die Obrigkeit des besetzten Landes von den Einwohnern erhoben und den Militärbehörden überwiesen werden.
Am 9. Februar 1801 geschlossene Frieden von Luneville (Stadt in Frankreich, in Lothringen an der Mündung der Vezouse in die Meurthe gelegen) beendete den Zweiten Koalitionskrieg zwischen Frankreich und Österreich und bestätigte den Frieden von Campe Formio. Durch diesen Friedensvertrag erhielt Frankreich unter anderem das linke Rheinufer, während die deutschen Fürsten für die linksrheinischen Gebietsverluste im so genannten Reichsdeputationshauptschluss entschädigt wurden.
Aus der ersten Ehe mit Katharina Sandhag aus Biberach gingen fünf und aus der zweiten Ehe mit Sabina Kürz aus Kürzell nochmals vier Kinder hervor.
Quelle: Aus dem Buch „Riedprofile von Martin Frenk