Degenfund am Burgerrainsee
Bei Böschungspflege am Burgerrainsee auf Gemarkung Kürzell der Gemeinde Meißenheim fand Jan Kasprzak (Mitarbeiter des Bauhofs Meißenheim) am 31.05.2021 einen nahezu vollständig erhaltenen Degen aus dem 17. Jahrhundert. Der Fund gelangte bei der Bearbeitung des benachbarten Feldes an die Oberfläche und war dadurch verbogen und beschädigt worden.
Die aufgrund der Fundumstände verbogene Klinge ist gut, aber erstaunlich kurz. Sie ist 58,5 cm lang und 3 cm breit. Die Klinge ist mit eingeätzten Motiven verziert, zwischen Linien, die parallel zur Schneide verlaufen, sind trotz Korrosion Blattranken und evtl. eine Inschrift erkennbar. Die spitz zulaufende Klinge ist beidseitig geschärft, besitzt aber eine recht lange Fehlschärfe (Ricasso) zum verlorengegangenen Gefäß hin. Sie ist durch eine Griffangel mit einem Holzgriff mit Drahtumwicklung verbunden und mit einem turbanartigen Knauf aus Buntmetall vernietet. Vergleichbare Knäufe treten zwischen 1550 bis 1650 auf. Leider ist das Gefäß wohl durch das Herauspflügen verloren gegangen, zu erwarten wäre ein Parierelement mit Stichblatt und einem Terzring.
Eine exakte Datierung fällt schwer, weil es sich nicht um eine standarisierte Modellwaffe handelt. Der Degen besitzt Elemente, die in der Mitte des 16. Jahrhunderts erstmals auftreten, entstand aber wohl im 17. Jahrhundert. Die Blankwaffe ist kein Felddegen für einen Erwachsenen, sondern eher für einen Kadetten gefertigt worden.
Der Bodenfund wurde nach der Auffindung in einer eigens angefertigten Holzkiste mit dem Erdreich der Fundstelle verpackt. Dadurch wurde die Korrosion gestoppt und das Fundstück konnte so in gutem Zustand dem Landesamt für Denkmalpflege, Dr. Bertram Jenisch, übergeben werden. Von der Archäologischen Denkmalpflege am Dienstsitz Freiburg wurde der Fund zunächst unter der Nummer 2021-0522 inventarisiert und die Fundstelle in die Denkmaldatenbank aufgenommen (ADAB-ID 111976888). Das Fundstück wird an die zentralen Restaurierungswerkstätten in Esslingen weitergeleitet und dort zunächst geröntgt. Anschließend kommt der Bodenfund für ca. ein Jahr in ein Elektrolysebad zur Entsalzung. Erst danach kann eine fachgerechte Reinigung erfolgen, die eine nähere kunstgeschichtliche Einordnung und präzisere Datierung erlaubt.